Diese Seitem mit WortBetrachtungen und strategischen Überlegungen werden selten gelesen und wenn dann meist
von SpiderBots. Deshalb kann ich hier ja auch mal die Wörter rund um den Begriff der Demokratie analysieren.
Ich glaube nämlich, dass hier ein erhöhter Bedarf an historischer Relativierung notwendig ist. Und dies
weil eigentlich alle zentralen Begriffe in diesem Bereich aus antiken Kulturen entlehnt sind und im Laufe der
Jahrhunderte einem massiven Sinnwandel unterzogen waren. Und dies um so mehr weil als ich bei meiner Kritik am
heutigen System immer wieder nach meinen Ideen für ein verbessertes System gefragt werde..
Zum WortDemokratie lernen wir immer, dass dies System der Selbstverwaltung von den Griechen
entwickelt wurde. Alle diese Wörter wurden aber in der Zeit der französischen Revolution adaptiert. Das heißt sie wurden zu diesem Zeitpunkt
mit einem neuen Sinn gefüllt. Es war die Zeit der Geburt der heutigen politischen Ideale; diese wurden
dann aber wenige Jahre später, von den selben Leuten die diese Begriffe prägten, in Blut
ertränkt. Trotzdem verwenden wir diese Worte heute noch im Sinn dieser Zeit ohne eine wahre Reflexion.
Der Ablauf der Geschichte von 1788 bis 1794 deutet aber daraufhin, dass damals grobe Fehleinschätzungen des
menschlichen Verhaltens, der nötigen Vernunft sowie der wirklichen antiken Wortinhalte vorlagen. Dies kann
auch kaum verwundern wenn man bedenkt was zu dieser Zeit von den wirklichen griechischen oder römischen
Ursprüngen der Worteinhalte bekannt war. Zumal in einer solchen Zeit diese Begriffe sehr polarisiert
verwendet wurden. Es gibt da mehrere Beispiele aber die Definition des Wortes Diktatur ist ein herausragendes Beispiel an romantisch, idealisierender Sinnwendung. Ursprüglich ein Verfassungselement der römischen Republik für den Ausnahmezustand. Eingeführt als Konsequenz nach den extremen Niederlagen der zwei (Tagesweise abwechseld in der Heerführung) Konsuln in Schlachten gegeg Hannibal. In Notzeiten konnte ihn der Senat (auf Vorschlag der Konsuln) ernennen (für maximal sechs Monate mit uneingeschrämkter Macht).
Das zentrale Beispiel ist aber der Sinn des Wortes Demokratie, denn das heutige Bild der völligen
Gleichberechtigung aller Erwachsenen bei allgemeinen Wahlen hätte Solon 640 v.Chr. bis 559 v. Chr, Athener Verfassungsreformer wohl sehr erschreckt und ihn an unserer Intelligenz zweifeln lassen.
Denn er ließ die Wähler nach einem Census in Klassen unterteilt abstimmen. Aus der Einteilung in eine der vier Klassen ergaben sich auch unterschiedliche Rechte und Verpflichtungen. Da gab es die Zeugiten, Bauern mit nur einem Gespann und 200 Scheffeln Mindestertrag.
die Theten dabei handelte es sich um die grundbesitzlose, freie Unterklasse zu denen die
Handwerker, Lohnarbeiter und Händler gehörten. Die Theten besaßen lediglich das aktive
Wahlrecht, durften aber keine Ämter übernehmen.
Die Pentakosiomedimnoi, Fünfhundertscheffler war die Bezeichnung für die reichste
von vier Bevölkerungsschichten,
sowie die Hippeis war die Bezeichnung für die zweithöchste der vier
Bevölkerungsschichten (Ritter).
Wie man sieht ging man damals von dem Prinzip aus: Wer mehr hat (hat mehr zu verlieren), kann mehr und darf
deshalb auch mehr. Wenn man sich (für einen Beispielrechnung) eine antike Athener Bevölkerung von 100
000 Menschen) vorstellt, wären davon in etwa 30 000 wahlberechtigt (100 000 abzüglich 30 000 Sklaven
sowie 40 000 Frauen und Kinder). Diese Wähler wurden sodann in Klassen mit verschiedenen Rechten unterteilt
(für die Zeit der franz. Revolution unvorstellbare Ideen, denn man wollte ja die klassenlose Gesellschaft
schaffen und so ließ man das alles weg. Im übrigen war Aristoteles der Auffassung, das in einer Polis (Stadt) mit mehr als 100 000
Wahlberechtigten Einwohnern ein Demokratisches System nicht mehr funktionieren könnte.
In der so genannten Römischen Republik (res publica - die Macht des Volkes) gab es ähnliche
Regelungen. Hier teilte man die Bevölkerung in Wahlkreise (Tribu) ein. Die Mehrheit der Wahlkreise
bestimmte/wählte wobei die Masse der Bevölkerung in weniger als der Hälfte der Wahlbezirke
zusammengefasst wurde.
Insgesamt von drei verschiedenen Versammlungen wurde gewählt.Die Censoren , die Konsuln , die Prätoren und der Pontifex Maximus wurden von der Comitia Centuriata gewählt. Die unteren Ämter
Ädilen, Quästoren und dievigintisex viri) wählte die Comitia Populi Tributa. Das Concilium Plebis schließlich wählte die Volkstribunen und die plebeischen Ädilen.
Wir haben also heute eine Demokratie bei der alle Sicherungen der ursprünglichen Form entfernt
wurden.Anderen Begriffen in diesem Zusammenhang geht es ähnlich. Den Führen der (römischen) Republik den Senatoren und Konsuln z.B. gehen bei der Neugeburt des Wortes ihre engen, vererbbaren und für das
politische System besonders wichtigen Klientenverhältnisse verloren. Damit wurde dies Verhältnis
weitgehend anonymisiert und von dem einst (öffentliche Einrichtungen schaffenden und erhaltenden)
Selbstverständnis der Führer dieser einer unter Gleichen Elite, sind heute nur ihre
lächelnd vorgetragenen, großen Ansagen im TV geblieben. Die Folge davon ist, dass sich die heutigen
Politiker mehr an der (manipulierbaren und wankelmütigen) Meinung der Massen, als an der Vernunft
orientieren.
Diese Umstände ergeben dann eine Politik die kaum in der Lage ist den heutigen Bedürfnissen Rechnung zu
tragen. Zumal diese Bedürfnisse im Vergleich zur Antike oder ihren wahren, vorindustriellen Wurzeln
wesentlich gestiegen sind. Um dieses wirklich begreifen zu können vergleiche man einmal die heute
üblichen Geschwindigkeiten und umzuschlagenden Massen mit den Zahlen von damals.
Nun zu meinen Verbesserungsvorschlägen. Zuerst wäre da eine neue Steuer als Vernunftregulator
einzuführen die jeder der wählen werden möchte ab zu führen hätte. 10 Prozent vom
jährlichen Einkommen würde meiner Meinung nach nur jene wählen lassen welche auch wirklich etwas
Substantielles zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft betragen wollen.
Des weiteren schlage ich eine Ausbildung vor die alle absolvieren müssen welche gewählt werden wollen.
Die anfallenden "Zeugnisse" und Ergebnisse der Prüfungen sollten allen, als Grundlage ihrer
Wahlentscheidung, zugänglich sein.
Außerdem scheinen mir häufigere Volksabstimmungen nur dann sinnvoll wenn die Ergebnisse gewichtet
würden. Für diese Wichtung müsste man den Abstimmenden vorher ebenfalls eine Prüfung
abverlangen, in der jeder einzelne seinen Bildungsstand und seine Motivationlage in Bezug auf die zu
entscheidende Frage nachweist.
Dazu kommt noch eine Element wie das Scherbengericht. In Frankreich ist z.B. das Cour de justice de la République zuständig für Klagen gegen Minister.
Was bei uns ein wichtiges Mittel wäre Machtmißbrauch zu ahnden.
Denn meiner Meinung sollte ein Staat von Personen geführt werden die den zu entscheidenden Fragen
möglichst neutral gegenüber stehen. Für mich sind Wahlprogramme und Ideologien verlogene und sehr
hinderliche Scheuklappen. Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass ich keineswegs ein Feind der
Demokratie bin. Nur ist mir die sich öffnende Schere zwischen technischer und gesellschaftlicher Vernunft
sehr bewusst. Es ist in diesen Zusammenhang immer wieder von der Politikverdrossenheit der Menschen die Rede aber
ich meine Systemverdrossenheit würde das Phänomen besser beschreiben.
Wesentlich zur Verschlimmerung der Lage tragen die Medien bei. In diversen Diskussionen treten immer wieder die
Selben Vertreter auf und kauen ihre Ideologien wieder. Unterbrochen wird der Reigen von so genannten Vips. Hier
benutzen die Medien den Bekanntheitsgrad von Menschen, die zu den wirklichen Problemen keinen echten Bezug haben
und auch nur äußerst selten neue Ideen zur Diskussion beitragen können. All dies sind Ablenkungs-
und Unterhaltungsmanöver, welche gefahrlos zu inszenieren sind aber den Menschen keine Perspektive bieten
und für mich bloß eine Verlängerung von panem et circensis darstellen.
Vielleicht bringen einmal einige weitere Thesen die Diskussion auf den richtigen Weg:
1. Ein großer Teil der Wahlentscheidungen beruht lediglich auf Sympathie/Antipathie .
2. Wahrheit ist meist radikal, und per Umfrage bekommt man nur selten richtige Aussagen.
3. Politische Kompromisse sind meist nur scheinbare Problemlösungen und oft auch nur zeitlich begrenzt
wirksam.
4. Bei großen Massen ist die Mehrheit passiv und lässt sich einfacher gegen etwas motivieren als
positiv für etwas aktivieren.
5. Dumme lassen sich lieber von ihresgleichen belügen als von Intelligenten (mit der Wahrheit) "belehren".
6. Große Probleme werden in Hightech-Zivilisationen oft auf die Lange Bank geschoben. So werden sie mit der Zeit erst übermächtig und
später unlösbar.
7. Demokratische Systeme neigen zur Verbürokratisierung. Je länger an der Macht, um so mehr
Verwaltungsapperate.
8. Die Aussagen von Politikern werden vorher auf ihre Massenakzeptanz geprüft, dass heißt
unschöne Wahrheiten werden nur sehr selten ausgesprochen.
9. Wenn Wahlen vor der Tür stehen steht die Politik still (häufigkeit der Aussagen von Politikern
umgekehrt proporzional zu den Regelungen/Reformen.
Deutliche Zeichen von Punkt 7 z.B. ist die Neigung Ausschüsse, Unterausschüsse und
Expertenausschüsse zu generieren, die lange beraten und schließlich mit Kompromissen aufwarten die
niemanden weh tun sollen aber eben auch das Problem nicht lösen.
Ein aktuelles Beispiel für diese Art der Regelung ist die neue Einbürgerungsverordnung. Hier macht man den Wahlbürgern vor, mehr
Integrationsdruck auf die ausländische Mitbürger ausüben zu wollen. Man verändert aber
bloß eine bestehende Verordnung, was sich aber nur auf die kleine Zahl der so wie so schon
integrationswilligen auswirkt.
Auch bei der so genannten Föderalismus-Reform geht man so einen Weg. Anstatt einen Teil der
überflüssigen Regierungsapperate zu streichen belässt man die Anzahl und streicht stattdessen
Kompetenzen. Wohin das führt kann jeder mit etwas Fantasie erkennen. Und mit der EU gibt es dann
dadrüber noch so eine Ebene, was dazu führt das alle zusammen sich darauf hinnaus reden können,
sie seien nicht die die da bremsen würden (je mehr Entscheidungsebenen um so mehr Sand im Getriebe).
Aufhören wird das wohl erst wenn die Steuerbelastung bei annähernd 100% ist und niemand im Lande mehr etwas produziert.
So scheint nur noch Dienstleistung und Verwaltung das Endziel zu sein.
Sieht denn keiner was ich sehe?
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